Zwei Sprachen, zwei Identitäten?

, von  Eva Olschewski

Zwei Sprachen, zwei Identitäten?

Sprache ist ein Stück Identität. Sie ist Teil unseres Ausdrucks und prägt unser Denken und unsere Kultur. Doch was passiert, wenn einem von klein auf zwei Sprachen begleiten? Bedeuten zwei Sprachen auch zwei Identitäten?

Eine kuriose Begebenheit kommt mir bei diesem Thema in den Sinn: Während eines Kanada-Aufenthalts beobachtete mein ortsansässiger Freund ein Gespräch zwischen mir und meinen deutschen Freunden. Er stellte fest: Eva, es ist, als wärst du eine andere Person, wenn du Deutsch sprichst. Darüber grübelte ich lange nach. Am Ende musste ich ihm Recht geben.

Die englische Sprache lernte ich in der Schule. In Kanada konnte ich sie zum ersten Mal im Gespräch mit Muttersprachlern anwenden. Am Anfang hat das sehr viel Überwindung gekostet – aus Angst Fehler zu machen, habe ich lieber weniger gesagt, was dazu führte, dass ich schüchtern wirkte.

Auch die Art und Weise, wie man spricht, unterscheidet sich von der Muttersprache: Ein geringerer Wortschatz führt zu sprachlichen Barrieren, die einen einschränken. Man verwendet meist nicht dasselbe Vokabular und denselben Sprachstil wie in der Muttersprache. Sprache und Verhalten bedingen sich also gegenseitig. Verwendete Wörter lassen Rückschlüsse zur Heimatregion, zur Kreativität oder zum Humor eines Menschen zu. Zudem hat jede Sprache ihr eigenes „Feeling“ und ihren eigenen Klang: Texanisch klingt für viele sehr lässig, Leute aus Oxford hören sich eher zugeknöpft an. Die Frage ist, ob dies nur so auf andere Menschen wirkt oder ob sich auch die Sprachmelodie auf die Identität auswirkt?

Was passiert bei einer zweisprachigen Erziehung?

Haben beide Sprachen den gleichen Stellenwert oder ist man automatisch etwas unsicherer in einer? Zwei polnische Freunde von mir zogen im Kindesalter nach Deutschland – ihre dortigen Verwandten sagen oft, dass man es ihnen anhöre, dass sie schon lange in Deutschland wohnen. Meine Freunde führen das auf das Überspringen verschiedener Sprachentwicklungsphasen wie den Jugend- und Erwachsenenwortschatz zurück. Ihnen fehlten daher viele Wörter.

Es gibt viele verschiedene Fälle und Sprachkonstellationen in zweisprachigen Familien. Bei manchen gibt es eine schwächere Sprache, weil die andere im Alltag dominiert. Bei anderen werden beide gleich oft verwendet. Aber wie ist es, wenn die Sprache wechselt: Zeigt ein Deutsch-Spanier eine südländisch Seite, wenn er Spanisch spricht und kommuniziert er auf Deutsch in einem ganz anderen Stil?

Da es mit dem Thema bestimmt unterschiedliche Erfahrungen gibt, freue ich mich auf euer Feedback: Welche Erfahrungen habt ihr mit Zweisprachigkeit oder dem Lernen von Sprachen gemacht?

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