Ein Feiertag für Europa

, von  Hugo Kaminski

Ein Feiertag für Europa
Die Kolumne „Wir in Europa“ erscheint jeden Sonntag auf treffpunkteuropa.de. Autoren berichten im Wechsel über ihre persönlichen Erlebnisse mit der EU, was es bedeutet, Europäer zu sein und welche Ängste und Hoffnungen sie mit der Gemeinschaft verbinden. Foto: © European Commission / 2004

In Europa gilt der 9. Mai als Geburtstag der Europäischen Union und somit als Europatag. Doch ein offizieller Feiertag, der dem historischen Frieden und der Einheit der EU gedenkt, fehlt uns noch.

Während meines Praktikums bei dem jungen, pro-europäischen Think Tank Project for Democratic Union, habe ich einmal pro Woche einen Text über einen ’Great European’ verfasst. Hierbei hat mich meine Recherche zu der Person Robert Schuman, der als Gründungsvater Europas gilt, geführt. Sein Wirken hatte großen Einfluss auf die Entstehung einer supranationalen Staatengemeinschaft, der Europäischen Union. Basierend auf der historischen Ansprache Schumans am 9. Mai 1950 in Paris, wird dieser Tag offiziell als Geburtstag der Europäischen Union, als „Europatag“ gefeiert. Die offizielle Webseite der Europäischen Union schreibt zu diesem Tag: „Wir feiern mit dem Europatag den Frieden und die Einheit in Europa.“. Eine fantastische Idee, wie ich finde. Die Europäische Union spielt eine große Rolle im Alltag eines jeden Europäers, auch wenn sich dessen nicht jeder bewusst ist.

Eine Nation feiert gemeinsam

Die Idee des Europatages erinnert mich an die Vereinigten Staaten und die Feierlichkeiten zu ihrem Unabhängigkeitstag am vierten Juli. Vielleicht geht es nur mir so, aber beim Gedanken an diesen Tag schießen mir sofort Bilder von Amerikanern bei einem BBQ mit der amerikanischen Flagge im Hintergrund in den Kopf. Familien und Freunde kommen zusammen, es wird gegessen und getrunken. Es ist ein stolzer, patriotischer Tag und die Feierlichkeiten bieten Paraden, Picknicks, Feuerwerk, Baseball-Spiele, aber auch politische Zeremonien und Reden. Auch Europa würden solche Feierlichkeiten gut tun. Oder: Für Europa wäre es längst an der Zeit, auch solche Feierlichkeiten einzuführen. Mehr noch, eine solche länderübergreifende Feierlichkeit kann unsere Europäische Identität aktiv prägen. Besonders in Zeiten der Krise wäre ein EU-Feiertag eine gute Gelegenheit, um unsere Einstellung gegenüber der EU zu überdenken. Wir könnten uns an der europäischen Erfolgsgeschichte erfreuen und uns auf die positiven Dinge in der EU konzentrieren.

Die Vergangenheit und Zukunft des Europatages

Wie feiern wir in Europa eigentlich den 9. Mai? 1985 wurde in Mailand beim Gipfeltreffen der damaligen Staats- und Regierungschefs der EU offiziell beschlossen, den Europatag am 9. Mai zu feiern. Die EU-Institutionen in Brüssel und Straßburg und ihren Vertretungen in Europa und der restlichen Welt veranstalten seither jedes Jahr einen Tag der offenen Tür mit einem umfangreichen Angebot an Führungen, Debatten, Konzerten und weiteren Aktivitäten.

Laut den offiziellen Angaben der EU nahmen 2010 zum 60. Jahrestag 60.000 Menschen an diesem Programm teil. Doch ist das wirklich alles, was wir bieten können wenn wir den historischen Frieden und die Einheit der EU feiern wollen? Die EU hat eine Bevölkerung von über 500 Millionen, also brauchen wir ein Konzept das umfassender und zugänglicher ist, als ein bloßes Programm in Brüssel. Ich könnte mir einen gemeinsamen Nationalfeiertag vorstellen, der in jedem der 28 EU-Mitgliedsstaat ausgetragen wird. In den USA hat der Staat Massachusetts 1781 den vierten Juli als Staatsfeiertag anerkannt, bis 1870 der US-Kongress mit einem unbezahlten Feiertag für Staatsangestellte folgte. Schließlich wurde Unabhängigkeitstag im Jahr 1938 als bezahlter Feiertag anerkannt. Diesem Beispiel folgend reicht es vielleicht zu Beginn, wenn ein Staat in der EU mit großem Beispiel voranschreitet und den Europatag als Nationalfeiertag anerkennt – in der Hoffnung, dass die restlichen Länder dann folgen werden.

Der Gedanke, den 9. Mai als europaweiten, offiziellen Feiertag einzuführen klingt verlockend. Er würde dann in ganz Europa als arbeitsfreier Tag gelten. Das Programm der Fernsehsender wäre voll von europarelevanten Themen und Unterhaltungen. Unsere kulturelle Vielfalt könnte in lokalen Veranstaltungen zelebriert werden. Es wäre ein Tag, an dem unsere regionalen und landesweiten Regierungen uns ihre Rolle innerhalb der EU näher bringen könnten. Aber auch ein Tag, an dem wir Europäer unseren Volksvertretern demonstrieren könnten, wie wichtig die EU für uns ist.

Ihr Kommentar
  • Am 9. Mai 2017 um 14:46, von  Samuel Tandorf Als Antwort Ein Feiertag für Europa

    Ich finde dies schon sehr lange eine gute Idee und denke, wir sollten anfangen, uns darum zu kümmern. Machen wir den 9. Mai endlich zum nationalen Feiertag!

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