Je tiefer die Integration der EU voranschreitet, desto weniger interessant scheint der Wettbewerb und das Engagement für Europa zu sein. Das Lei(d)tthema ist seit 2009 in der Regel das Jahresmotto der Europäischen Union. Dieses Jahr durften sich die SchülerInnen dem Wettbewerb stellen, indem sie die Aufgabenstellung „Europäisches Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ kreativ umsetzten.
Zu verkopft? Zumindest beklagen dies viele (Kunst)lehrerInnen, die häufig diesen Schulwettbewerb in ihren Schulen durchführen. Oder liegt es daran, dass Schulen inzwischen mit Wettbewerben durch Stiftungen, Firmen sowie anderen Organisationen zugeschüttet werden? Oder weil SchülerInnen mit immer höheren Ansprüchen konfrontiert werden und somit weniger Zeit für solche kreativen Phasen haben? Viele Landesregierungen tragen ihren Anteil (besser wohl: Schuld!), dass der Wettbewerb immer weniger in die Schulen getragen wird - sie strichen in den vergangenen Jahren die Stellen. LehrerInnen, die sich um die Organisation auf Landesebene in Zusammenarbeit mit der Europa Union kümmern, erhalten gerade noch irgendwelche Entlastungstunden (oder wie diese Ausgleichsstunden auch immer heißen mögen...).
Europa ist wirklich nur in Sonntagsreden ein traumhaftes Dasein gestattet. Sobald es um Einsparungen geht, wird an Europa gesäbelt. Oder warum kämpfen die LandesbildungsministerInnen, deren Kompetenz - hier im Sinne von Zuständigkeit, nicht Fähigkeit gemeint - auch immer geringer wird, nicht für diesen Wettbewerb? Europa nur im Lehrplan mit Institutionenkunde zu erlernen, ist langweilig. Solch ein kreativer Wettbewerb bringt „die Butter an den Fisch“. Nicht jeder Wettbewerb ist gut, nicht jedes Mal muss sich gemessen werden. Der Wettbewerb muss ein Werben für die europäische Idee sein, also das Lust machen auf Europa hinbekommen. Ansonsten wird der Wettbewerb geradewegs in die Bedeutungslosigkeit geführt. Die TeilnehmerInnenzahlen [1] sprechen für sich... Über die immer spärlicher wirkenden Preise will ich mich gar nicht mehr auslassen. Minister: kämpft!
Nicht nur der Rückgang der Beteiligung an diesem Wettbewerb sorgt mich. So will auch der Hamburger Bürgermeister den seit mehreren Jahren stattfindenen Europamarkt einstampfen. Vielleicht ja zu Recht, aber das Signal ist meines Erachtens verheerend. Oder ein anderes Beispiel: da lädt ein universitätsnahes Europakolleg zu einer Veranstaltung zur Krise in Europa ein und ich bin der jüngste Teilnehmer. Gefühlt scheint das Interesse der deutschen Jugendlichen an Europa wenig stark ausgeprägt zu sein. Die Shell-Studie gibt da möglicherweise differenziertere Antworten. Europa ist Zukunftsaufgabe und wer kümmert sich? Genau, die Generation „Graue Panther“. Kinners, wirklich kein Bock auf Europa?
1. Am 8. April 2012 um 17:27, von Daniel Als Antwort Kein Bock auf Europa?
„aktives Altern“ ist wohl nicht zu verkopft, sondern hat einfach nichts mit dem Lebensgeühl von Jugendlichen zu tun... Aber zum eigentlichen Thema: Ich habe nicht das Gefühl, dass es bei jungen Menschen kein Interesse an Europa gibt. Dadurch, dass das Thema (bzw. die Eurokrise) seit Jahren Dauerbrenner in den Medien ist, ist denke ich ein grundsätzliches Bewusstsein für die Bedeutung von Europa auf jeden Fall gegeben. Allerdings geht dieses Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas einher mit einem Gefühl von Intransparenz europäischer Politik und großer Unsicherheit über die Bewertung derselben. Viele Leute aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben mich als Politikstudenten in den letzten Jahren um Erklärung und Meinung zu europapolitischen Themen gefragt. Häufig haben sie gerade in den neuen Medien sehr kritische Standpunkte zur EU angefunden, die in den traditionellen Medien und auch von den politischen Parteien (zwischen denen ja weitgehend ein pro-EU-Konsens besteht) kaum aufgegriifen werden und sind dadurch sehr verunsichert und besorgt über die Entwicklung der EU.
2. Am 9. April 2012 um 10:54, von Enrico Als Antwort Kein Bock auf Europa?
Und was ist mit denen, die nicht im akademischen Umfeld verortet sind? Natürlich spielen auch nach dem Schülerdasein Probleme wie Jugendarbeitslosigkeit dem Desinteresse in die Hände?
Und das Thema ist in der Tat weit weg von der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen, von SchülerInnen...
Kommentare verfolgen: |