Was geschieht wirklich in Weißrussland? – Tag 3

Voll von Lügen und Elend

, von  Anonymous, translated by Lina Ohltmann

Alle Fassungen dieses Artikels: [Deutsch] [English]

Was geschieht wirklich in Weißrussland? – Tag 3

Tag 3: Ein JEF-Aktivist in Minsk beschreibt die Situation in Belarus während der Wahlen und der folgenden Tage. Lest diesen Insider-Bericht darüber, was wirklich in einem der Nachbarstaaten Europas geschieht.

Lukaschenko hat seine hysterische (nicht historische) Pressekonferenz abgehalten und ein Wirtschaftsabkommen mit Russland akzeptiert. Von weiteren Festnahmen wurde heute berichtet, aber nicht viele, da die meisten potentiellen Protestler schon festgenommen sind und in den Gefängnissen von Minsk und den umliegenden Städten einsitzen. Die Gefängnisse sind überfüllt. Diejenigen, die bisher noch nicht in Gefängnissen sind, haben mit noch schlechteren Bedingungen zu kämpfen, da sie weder Essen noch Trinken erhalten, bis sie in die Zellen kommen. Ein paar Menschen wurden freigelassen, nachdem sie sich im nationalen Fernsehen öffentlich zu dem Regime bekannt haben. Dies scheint die einzige Möglichkeit für eine Freilassung zu sein.

Es ist nicht überraschend, dass sich heute Abend Menschen nahe dem Gefängnis versammeln und Kerzen angezündet haben. Sie zeigen so ihre Verbundenheit und Unterstützung zu den gefangenen Kameraden. Die etwa 200 Teilnehmern verhalten sich friedlich und es gibt ohnehin keine freien Zellen mehr, weitere Verhaftungen sind also schwer durchzuführen. Die Menschen gingen erst, als ein Offizier gewaltsame Aktionen gegen diejenigen ankündigte, die weiter dort verbleiben wollten.

Dieser Link zeigt die Bilder:

http://www.svaboda.org/content/article/2255226.html

http://nn.by/?c=ar&i=47862

Für alle die Kyrillisch verstehen, werden die Kommentare unter den Artikeln interessant sein.

Stellungnahmen aus Deutschland, Polen, Frankreich, Österreich, der Slowakei, der Tschechischen Republik, dem Vereinigten Königreich und der Ukraine kritisierten die Gewalt und die Unterdrückung. Die Vereinigten Staaten kündeten kürzlich eine ähnliche Position. Ich habe die Stellungnahme der OSCE gelesen die mit sehr diplomatischen Formulierungen geschrieben wurde und musste anderen erklären, dass auch dies eine Kritik ist. Zusammen mit der offiziellen Nachrichtenagentur wird behauptet, dass der Diktator „hunderte von Glückwünschen“ bekommt. Vielleicht verstehen die „Blut auf Schnee“ als Glückwunsch? Die Nachfrage nach internationaler Berichterstattung ist sehr hoch, daher sollte dieser Link hilfreich sein. http://en.belapan.by/

Die Maßnahmen, die die Behörden heute nutzen, zeigen den besonderen Notfall und das Fehlen der Gesetzgebung.

Die Geschichten die einen am meisten berühren, kommen von Familien bei denen beide Elternteile festgehalten werden und die Kinder von anderen Familienmitgliedern betreut werden. Das ist natürlich nicht erlaubt durch das Gesetz welches die Behörden aber mit Füßen getreten wird. Kandidat Andrew Sannikow und seine Ehefrau Irina Khalip werden festgehalten und ihre dreijährige Tochter fragt ständig „Werde ich meine Mama und meinen Papa wiedersehen?“. Vitaly Rymasheuskis Tochter ist erst neun Monate alt und nun blättert sie durch Fotoalben mit Bildern ihres Vaters und schaut diese an, sagt ihre Mutter. Ales Mikhalevich hat eine zehnjährige Tochter, die das Schicksal ihres Vaters noch nicht kennt. Verwandte verheimlichen ihr dies, weil sie bereits mit dem Militär Kontakt hatte und danach ein halbes Jahr medizinische Versorgung erhalten hat. Dieses Regime ernährt sich also nicht nur von Blut sondern auch von den Tränen der Kinder.

Heute Abend wurden die ersten Strafanträge verkündet. Fünf Präsidentschaftskandidaten und zwölf ihrer engsten Berater wurden angeklagt, mit möglichen Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren. Einer der festgehaltenen Kandidaten ist seit der Festnahme in einen Hungerstreik getreten (Mikola Statkevich). So bezahlen wir für unsere Freiheit.

Offensichtlich war dies kein guter Tag und nun können wir nur auf die kleinsten Anzeichen für gute Nachrichten nach Sonnenaufgang hoffen.

Stand: Minsk 1:06, 22. Dezember 2010.

Den neusten Bericht gibt es in unserer englischen Ausgabe.

Den ersten Bericht gibt es hier.

Der Autor ist ein wichtiger Unterstützer der JEF „Free Belarus“ Aktion-Aktion „Gebt der Demokratie eine Stimme“ und das seit bereits fünf Jahren. Er ist Mitglied und Aktivist der Christlich-demokratischen Partei Belarus.

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