Was passiert wirklich in Weißrussland? – Tag 5

Das Leben geht trotzdem weiter.

, von  Anonymous, translated by Lina Ohltmann

Alle Fassungen dieses Artikels: [Deutsch] [English]

Was passiert wirklich in Weißrussland? – Tag 5

Ein JEF-Aktivist in Minsk berichtet von der Situation in Weißrussland nach der umstrittenen Wahl. Heute Tag 5: Kerzen gegen die Diktatur

Heute habe ich eine Postsendung mit DVDs und Flyern für ein Kurzfilmfestival bekommen, das wir geplant hatten für diese Tage. Wer hätte ahnen können, dass zu dem Zeitpunkt, an dem wir die Filme bekommen, das Büro besetzt ist und nur eine handvoll Leute noch frei sind. Ich muss mich also auf die Koordinatoren verlassen, dass die Veranstaltung nicht stattfinden wird und eine ganz andere „Show“ stattdessen gezeigt wird. Ich werde die DVDs behalten und hoffe, die Filme mit Freunden zu schauen, wenn sie freigelassen sind.

Heute wurde keiner von unseren Kameraden freigelassen, obwohl die vorläufige Untersuchungshaftzeit abgelaufen war. Es wurde bekannt gegeben, dass sie offiziell festgehalten werden für Aktionen gegen das Land. Der Mut, bei den Wahlen mitzumachen, kann sie also bis zu 15 Jahre Gefängnis kosten. Wenn man sich die Liste unten anschaut, sieht man sogar ein zwanzig Jahre altes Mädchen, die als so gefährlich eingestuft wird, dass man sie in das Gefängnis wirft, welches in den 1930er Jahren für Folter und Mord an vielen unschuldigen Menschen genutzt wurde. (Das ist ein internes Gefängnis des KGBs, sie haben sogar eine kleine Englischsprachige Homepage - http://kgb.by/eng/).

 

Der mutige Polizist aus dem Artikel von Tag 1 ist Nummer 5 auf der Liste. Er wurde bei einem Einsatz verletzt und versucht immer noch andere zu beschützen. Es ist der Albtraum eines Diktators, wenn einer seiner Leute ein Gefühl von Menschlichkeit hat.

Ein paar weitere Bilder um den Eindruck zu vervollständigen.

Ein weiteres junges Mädchen hat eine zehntägige Gefängnisstrafe bekommen und das trotz ihrer miserablen körperlichen Verfassung. Ihre Wunden sehen lebensbedrohlich aus, aber das Gericht hatte kein Erbarmen - keine Ausnahme. Ich schäme mich, dass mein Land immer noch das Recht hat, seine Bürger umzubringen und der „gelegentliche Tod“ noch relativ normal ist. Wir haben nur ein niedrig aufgelöstes Video und keine offiziellen Daten. Einige ähnliche Fälle sind nur mündlich bestätigt worden.

Hier sind ein paar Bilder vom Hauptquartier der Popular Front, die zeigen, wie normale Menschen versuchen, die Opfer zu unterstützen. Sie sammeln die einfachsten Sachen und geben diese an die Gefangenen weiter. Der Link und die Bilder zeigen die Solidarität, die den Inhaftierten zu Teil wird.

Picture of Popular Front headquarters show how ordinary people try to support the victims. They are collecting basic items to transfer to inmates. The link and the picture show the vision of solidarity. http://nn.by/?c=ar&i=47995

 

Jeden Abend habe ich eine Kerze angezündet, um symbolisch jene zu unterstützen, die unter diesem brutalen Regime leiden müssen. Ähnlich wie die „candles of freedom“ auf unabhängigen Seiten wie dieser. Und meine Kerze soll ihnen ein wenig mehr Wärme geben.

Da Weihnachten naht, habe ich ein wenig mehr Hoffnung. Es wäre ein richtiges Wunder wenn ich wenigstens einen meiner Freunde diese Woche frei sehen würde.

Stand: Freitag, 24. Dezember

Der aktuellste Bericht: Tag 7 (Englisch).

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