April, April in Europa

, von  Lea-Verena Meingast

April, April in Europa
Franzosen versuchen am ersten April, ihren Mitmenschen unbemerkt einen Papierfisch („poisson d’avril“) auf den Rücken zu kleben. Foto: © Raj Taneja / Flickr / CC BY-NC-SA 2.0-Lizenz

Heute ist der erste April. Bei vielen Geschichten, die wir an diesem Tag hören – von Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen – fragen wir uns, ob sie wahr oder nur ein Aprilscherz sind. Wo kommt der Brauch her? Und wie begehen andere Länder in Europa diesen Tag?

In Deutschland erzählen uns am ersten April unsere Mitmenschen mitunter spektakuläre Geschichten oder geben Informationen, die entweder auf höchst kreative Weise komplett erfunden oder ein wenig verfälscht sind. Fällt man gutgläubig darauf herein, wird der Schwindel mit dem Ausruf „April, April“ aufgelöst. Auch die Medien schicken ihre Leser oder Hörer gern in den April, indem sie erfundene Beiträge glaubhaft präsentieren.

Schon seit dem 17. Jahrhundert ist es in Deutschland üblich, seinen Mitmenschen an diesem Tag einen Streich zu spielen. Schon damals sprach man davon, jemanden ‚in den April zu schicken‘. Der Begriff ‚Aprilscherz‘ setzte sich dafür erst viel später durch, nämlich im 19. Jahrhundert.

Den Brauch gibt es auf der ganzen Welt, aber er wird nicht überall auf die gleiche Weise begangen. In Frankreich und Italien heißen die Menschen, die auf Aprilscherze hereinfallen, „Aprilfische“. Das ist seit dem 18. Jahrhundert überliefert. So versuchen die Franzosen am ersten April auch, ihren Mitmenschen unbemerkt einen Papierfisch auf den Rücken zu kleben. In England darf man am ersten April als traditionsbewusster Brite nur bis mittags Scherze machen.

In Spanien sollte man sich am ersten April mit Scherzen übrigens besser zurückhalten. Die Spanier begehen ihren ersten April am 28. Dezember. Dieser Tag heißt „Santos Inocentes“ (Tag der unschuldigen Heiligen). Wenn man jemandem einen Streich spielt, sagt man danach „Inocente, inocente“ (unschuldig).

Ursprung in Europa?

Wie bei vielen alten Bräuchen, gibt es mehrere Versionen, die den Ursprung erklären wollen. Relativ unwahrscheinlich ist wohl das typisch wechselhafte Aprilwetter. Schließlich ist der Brauch weit verbreitet und das Wetter in anderen Breitengraden im April durchaus beständig. Das römische Narrenfest Quirinalia oder das alte indische Hulifest könnte der Ursprung sein. Manche sehen in der Kalenderreform des französischen Königs Karl IX. den Beginn des Brauchs. 1564 verlegte er Neujahr vom ersten April auf den ersten Januar. Als „April-Narr“ galt, wer an dem alten Datum festhielt.

Der erste April gilt, je nach Überlieferung, als Geburts- oder Todestag von Judas, der Jesus Christus verraten hatte. Angeblich sei der erste April auch der Tag, an dem Luzifer in die Hölle zieht und daher ein Unglückstag, an dem man sich besonders vorsehen sollte. Am ersten April 1530 sollte im Reichstag zu Augsburg ein besonderer Münztag festgelegt werden, um Ordnung in das Münzwesen zu bringen. Die Spekulanten begannen daraufhin aktiv zu werden. Der Münztag fand nicht statt und so wurden die Spekulanten verspottet.

Der früheste Verweis, der den Monat April mit Albernheiten in Verbindung setzt, findet sich in den Canterbury Tales (1392) des britischen Schriftstellers Geoffrey Chaucer. Ab dem 16. Jahrhundert hat der Brauch länderspezifisch unterschiedliche Formen angenommen und sich durchgesetzt. Viele Quellen gehen davon aus, dass der Ursprung in Europa liegt. Doch erwiesen ist das nicht – so muss man sich wie am ersten April bei den Wurzeln eben auch fragen: wahr oder erfunden?

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