Bücher für den Lesesommer 2019

, von  Die Redaktion von treffpunkteuropa.de

Bücher für den Lesesommer 2019

Sommerzeit heißt fast immer Ferienzeit - und ob in den Bergen, am Meer, am heimischen See oder auf der Terrasse, ein Sommertag wird mit einem Buch noch besser. Weil Sommerzeit auch bei treffpunkteuropa.de Ferienzeit und eine kurze Pause bedeutet, haben unsere Redakteur*innen hier ihre Lieblingsbücher für euch zusammengestellt, bis wir im September wieder täglich mit neuen Artikeln für euch da sind.

„Homo Deus“ von Yuval Noah Hariri, 2017

In seiner „Kurzen Geschichte von Morgen“ beschreibt der Autor, wie sich Individuum und globale Gesellschaft verändern, wenn Technologie der Menschheit gottgleiche Fähigkeiten verleiht. Was oberflächlich wie eine düstere Sciences-Fiction-Vision aussehen mag, vermittelt hervorragende Einblicke in die Chancen und Herausforderungen von Zukunftstechnologien - und lässt uns letztendlich weniger mit der Frage zurück, ob man sie nutzen will, sondern wie. Hariri gelingt der Bogen vom wissenschaftlichen Detail zur gesellschaftlichen Relevanz - und damit der ganze große Wurf.

„Ein idealer Gatte” von Oscar Wilde, 1895

Politik, Intrigen, die Macht der Presse und Liebe - Oscar Wilde schneidet in dieser politischen Lektüre zeitlose Themen an, denen er durch ausgeklügelte Charaktere und witzige Dialoge eine unterhaltsame Form gibt. Zugegeben, wenn Romane das eigene Go-To sind, dann muss sich der Leser auf Theaterliteratur einlassen wollen. Jedoch bärgen diese spritzigen Dialoge keinen Platz für Langeweile, sondern regen zum Nachdenken und Fantasieren an – das sind die eventuellen anfänglichen Lesemühen allemal wert. Unsere Autorin Leonie Theiding empfiehlt Lesern Theaterliteraturen neu zu entdecken, vor allem wenn einem diese nur aus Deutschstunden in der Schule bekannt sind.

„The China Fantasy“ von James Mann, 2008

Aktuell wie eh und je, wenn wir über die Volksrepublik China reden: 2008 kritisierte James Mann als einer der Ersten den aktuellen Diskurs, mit dem insbesondere die USA in ihrer Außenpolitik China begegnet. Die Annahme, dass verstärkter Handel mit China zu einem langfristigen Angleichens Chinas an westliche Mächte führen könnte, streitet er gekonnt ab. Auch interessant für Sprachfans, da Mann eingehend analysiert, mit welchen sprachlichen Mittel versucht wird, Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen.

„Untenrum frei“ von Margarete Stokowski, 2016

Deckt ungeschönt auf, an wie vielen Stellen die Erziehung junger Mädchen und Frauen falsch läuft, sodass sie sich in ihrem eigenen Körper nicht wohlfühlen können, als das „schwache Geschlecht“ angesehen werden und über ihre Sexualität nicht sprechen können. Mit lockerer Sprache und vielen Beispielen spricht sie über Tabu-Themen wie Essstörungen und Missbrauch, alles mit harten Fakten untermauert. Lesenswert für wirklich alle (ja, auch Männer), die verstehen wollen, wo wir mit unserer Gleichberechtigung tatsächlich stehen.

„World War Z“ von Max Brooks, 2006

Dieser apokalyptischer Horrorroman (Deutscher Titel: „Operation Zombie“) hebt sich deutlich von der Genre-Masse ab. Statt einer einzelnen zusammenhängenden Handlung besteht das Buch aus transkribierten Interviews mit Überlebenden der Zombie-Krise - von Politiker*innen und Soldat*innen bis hin zu Ärzt*innen, Astronaut*innen und Zivilist*innen. Im Fokus stehen dabei nicht abgeklatschte Horror-Klischees, sondern kurze, prägnante Erzählungen über Angst, Verlust, Zusammenhalt, Hoffnung und allem, was Menschen menschlich macht.

„Americanah“ von Chimamanda Ngozi Adichie, 2013

Der Roman dreht sich um das Schicksal von Ifemelu und Obinze aus Nigeria, ein Liebespaar das von Wirrungen und Schicksalsschlägen auf die Probe gestellt wird. Kitschig wird es dabei aber nicht. Stattdessen geht es um Alltäglichkeiten, in denen sich jedoch mit Feminismus, Rassismus, psychischer Gesundheit, Migration und Ausbeutung viele große Themen unserer Zeit spiegeln.

„Als wir unsterblich waren“ von Charlotte Roth, 2014

Anhand der verknüpften Geschichten zweier junger Berlinerinnen gelingt es der Autorin, ihre eigene Familiengeschichte derart fesselnd, authentisch und aufwühlend aufzuarbeiten, dass man das Buch selbst am Tag vor der Klausur nicht aus der Hand legen möchte. In den 1920er Jahren kämpft die junge Paula als Sozialdemokratin für Frauen- und Arbeiterrechte in der Weimarer Republik. Für die Studentin Alexandra nimmt mit dem Mauerfall ihr zurückgezogenes Leben bei ihrer Großmutter in Ost-Berlin ein abruptes Ende, als sie sich in einen West-Berliner verliebt und bisher Ungeahntes über ihre Vergangenheit ans Licht kommt. Exzellent recherchiert und wunderbar erzählt – ein in jeglicher Hinsicht absolut lesenswerter Roman, der den Leser auf brillante Art und Weise in das Berlin des vergangenen Jahrhunderts eintauchen lässt.

„Ich bin eure Stimme“ von Nadia Murad, 2017

Nadia Murad berichtet, wovon viele Medien oftmals eher am Rande berichtet haben: von der Versklavung jesidischer Mädchen und Frauen durch den IS in Syrien und im Irak. Das Buch ist hart, es geht an die Substanz - Nadia Murad redet nichts schön, sondern stellt die Grausamkeit des IS in aller Brutalität da. Unangebracht, überpathetisch, theatralisch scheint das jedoch nicht. Viel eher wird klar, dass die Welt es sich zur Aufgabe machen muss, die UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel und Friedensnobelpreisträgerin darin zu unterstützen, dass die betroffenen Frauen eine Stimme erhalten und Gerechtigkeit erfahren.

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