Demonstrieren für freie Wissenschaft: March of Science

, von  Jagoda Pokryszka

Demonstrieren für freie Wissenschaft: March of Science

In Wien – wie in vielen anderen Städten Europas – hat am gestrigen Sonntag der March for Science, der Marsch für die Wissenschaft stattgefunden. Forscher, Studenten und alle, die an die Wissenschaft glauben, haben sich zusammen getroffen, um gegen die Verleumdung der Tatsachen zu kämpfen.

Science, no silence!

So riefen die Veranstalter des Marsches und ermunterten die Teilnehmer zum Schreien und Klatschen. Die Touristen am Graben jubelten mit, sogar die Ladenbesitzer klagten nicht über den eingeschränkten Zugang zu ihren Geschäften, während der lange Zug der Lehrenden, Studierenden und Wissbegierigen durch die Straßen marschierte. Ein außerordentliches Zeichen der Einigkeit betonte den einzigartigen Charakter des Ereignisses – zum ersten Mal hat das akademische Milieu so stark gegen die Verfälschungen der Fakten protestiert. Man braucht nicht zu erwähnen, was – oder eigentlich wer –der Auslöser der weltweiten Aktion war. Donald Trump, der Präsident der USA, hat die Öffentlichkeit nicht einmal mit seinen Meinungen zur Klimaforschung schockiert. 2012 bezeichnete er die Globalerwärmung als eine chinesische Erfindung, die zum Untergraben der amerikanischen Wirtschaft verhelfen sollte. Schon als Präsident ernannte er wiederum Scott Pruitt zum Chef der Umweltschutzagentur (Environmental Protection Agency, EPA). Als Generalstaatsanwalt in Oklahoma hat er die EPA 14 Mal verklagt. Viele Klimaforscher haben diese Nominierung als eine Ohrfeige empfunden.

Wissenschaft in Europa

Können wir, Europäer, auf die Amerikaner von oben herab schauen? Wie fortschrittlich sind wir? Die Medien warnen von den steigenden Zahlen der Impfgegner. Die Anhänger der Verschwörungstheorien schwimmen auf der Erfolgswelle. Nichtdestotrotz zeigen die EU-Umfragen, dass wir an die Errungenschaften der Wissenschaft glauben und ihren positiven Einfluss vor allem auf Medizin, Transport und Energieversorgung erwarten. Circa 60% der Europäer fühlen sich gut über die Umweltprobleme informiert, die Mehrheit will etwas gegen die Klimaerwärmung tun. Die Europäische Kommission will auch die Forschung unterstützen. Ihr neuestes Projekt heißt Horizon 2020 und soll die Innovationen fördern. Wissenschaftler sollten mehr mit der Businnesswelt zusammenarbeiten und miteinander vernetzt bleiben. Bis 2020 werden 80 Milliarden Euro in verschiedene Projekte wie Erforschung der kostalen Tierwelt, Anwendung der Bioinformatik zur Untersuchung der Metaboliten oder Gewährleistung maximaler Privatsphäre im Internet investiert.

Ein Blick auf Österreich

Ich erlaube mir noch kurz mich auf mein Land, Österreich zu beziehen. Wie in allen anderen Mitgliedsstaaten hat das vorherige EU-Finanzierungsprogramm FP7 (2207-2013) zur gesteigerten Aktivität der Forscher beigetragen. Man entwickelte sanitäre Systeme zur Verbesserung der Hygiene der bettlägerigen Patienten; entdeckte den Aufbau- und Entzündungsprozess des Fettgewebes, das zu Diabetes führen mag; drückte keramische Elemente mithilfe von 3D-Druckern. Seien wir aber vorsichtig mit dem Stolz. Die Ausgaben für Research betragen 2,84% des BIPs. Nur in Gesundheit und Energieversorgung erwarte die Mehrheit der Bürger die Verbesserung durch die neuen Errungenschaften. Themen wie Umwelt, Sicherheit und Alterung scheinen keine Rolle zu spielen. Wenn die Bedeutung der Wissenschaft nicht eingesehen und in breiteren Kreisen der Gesellschaft verankert wird, kommen wir ohne weitere Entdeckung der uns umgebenden Welt ins Mittelalter zurück.

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