Die Errichtung eines innovativen und sauberen Energiemarkts in der EU

, von  Le Courrier d’Europe, Théo Boucart, übersetzt von Hannah Luisa Faiß

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Die Errichtung eines innovativen und sauberen Energiemarkts in der EU
Fotoquelle: zak zak / flickr / CC BY 2.0

Die Europäische Union hat mit einigen Herausforderungen bezüglich ihrer Energiesituation zu kämpfen, darunter der Klimawandel, die Energieabhängigkeit und steigende Ölpreise. Die Energiewende scheint eine nachhaltige Lösung zu sein, um diese Herausforderungen zu meistern. Welche Rolle spielen Innovationen bei der Unterstützung der Energiewende in der EU?

Innovationen sind eng verbunden mit der Energiewende. Ihre Rolle ist es, die Energiewende durch die Entwicklung grüner Technologien, deren große Kommerzialisierung bedeutende Gewinne ermöglicht, zu beschleunigen. Innovationen vermögen es auch, die Energiewende aus technologischer und sozialer Sicht effizienter zu gestalten. Daher müssen multidimensionale Innovationen beim Kern des europäischen Ansatzes angesiedelt sein: Eine sozial gerechte Wende, die auf neuen Technologien und neuen Businessmodellen beruht, ist der Schlüssel zum Erfolg der EU-Energiewende.

Europas „unmögliche Dreieinigkeit“ im Energiesektor

Wie bereits weiter oben erwähnt, ist die EU abhängig von Energieimporten. 55% ihres jährlichen Verbrauchs wird von nicht EU-Ländern geliefert, die meisten liegen auch außerhalb Europas. Die starke Entwicklung von erneuerbaren Energiequellen reicht nicht aus, um diese Abhängigkeit zu beenden. Manche Lieferstaaten – wie Russland – haben versucht, ihren Status als politische Waffe für ihre eigenen Interessen zu nutzen. Das ist ein Grund, weshalb die EU eine „Energie-Union“ erbaut um den einseitigen Energiemarkt zu vervollständigen.

Auch wenn andere Weltregionen weitaus angreifbarer sind, scheint die EU nicht ganz auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet zu sein. Überflutungen, Hitzewellen und Stürme nehmen zu und gehen zu Lasten des Wachstums und der Investitionen, ganz zu schweigen von der Zahl der Opfer. Es scheint offensichtlich zu sein, dass das Voranbringen von Innovationen in der Energiewende der Schlüssel ist, um die Klimaforderungen der EU angemessen zu respektieren.

Und schließlich sind die Preise aller konventionellen fossilen Brennstoffe an den Ölpreis geheftet. Durch die Knappheit der konventionellen Ölressourcen und der Entwicklung kostspieliger Offshore-Bohrungen, steigt der Ölpreis. Das sind schlechte Nachtrichten für die EU, insbesondere für ihre Handelsbilanz und ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Das Energie-Trilemma kann nur durch massive Investitionen in erneuerbare Energieressourcen und Energieeffizienz-Programme gelöst werden. Es wird zunehmend deutlicher, dass die EU keine Zeit zu verlieren hat, wenn sie die schlimmsten Folgen des Klimawandels abwenden möchte. In dieser paradigmatischen Wende ist der Spielraum der Innovator*innen recht groß. Tatsächlich wissen wir, dass der globale Temperaturanstieg unter 2°C des vorindustriellen Levels bleiben muss. Die EU versuchte auch die nötigen Investitionen zu kalkulieren, die nötig sind, um dieses Ziel zu erreichen. Im Gegensatz zur Entwicklung des Internets, wissen die Investor*innen der Energiewende, wie richtig investiert wird. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind zugunsten der Investor*innen gestaltet.

Um eine innovative Energiewende umsetzen zu können, hat die EU gute Voraussetzungen, um führend in der Welt zu werden.

Wie man Innovationen voran bringt: die ambitionierte Strategie der EU

Die von der EU entwickelte Strategie strebt die Abdeckung der gesamten mit der Energiewende verbundenen Innovationen an, von den in den Laboratorien entwickelten Ideen bis hin zur großen Kommerzialisierung der großen Bandbreite an grünen Technologien.

Die Universitäten und Forschungszentren spielen eine entscheidende Rolle in diesem Prozess, denn sie betreiben die grundlegende Forschung, die am wahrscheinlichsten Innovationen hervorbringen und somit einen ganzen Teil des Energiesektors verändern kann. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil der EU, nämlich die Kreierung von Strukturen und Plattformen, die die Kooperation zwischen verschiedenen Akteur*innen fördern und daher der Entwicklung innovativer Ideen zugute kommen. Beispiele bilden die European Energy Research Alliance und die Association of European Renewable Energy Research Centres.

Man darf auch nicht die Rolle der Unternehmen vergessen. Zusammen mit den Universitäten und Forschungszentren müssen sie Synergien schaffen, genannt „knowledge triangles“. Gemeinsam mit den zuvor erwähnten Organisationen, bieten das European Insitute of Technologies und die European Technology and Innovation Platforms tolle Möglichkeiten für Forscher*innen und die Industrie, um zusammen innovative Lösungen zu erarbeiten.

Laut des dritten Berichts der Energie-Union (2017), ist die EU weltweit die zweitgrößte Investorin in der Energiewende. Die EU könnte daher ihr Innovationsmodell in Länder des globalen Südens exportieren, um ihnen dabei zu helfen, ihre eigenen Energiesysteme zu transformieren.

Eine große Bandbreite an Finanzierungsmöglichkeiten

Um der europäischen Energiewende zum Erfolg zu verhelfen, stehen öffentliche Gelder an erster Stelle, um private Investitionen attraktiv zu gestalten. Das Horizon 2020 Innovationsfond-Programm unterstützt zahlreiche grüne Projekte. Ab 2021 wird „Horizon Europe“ das größte Innovationsfond-Programm überhaupt sein. Die Europäische Kommission schlägt das Sammeln von 100 Milliarden Euro vor, inklusive eines Pakets von 15 Milliarden Euro für Energie, Klima und Transport.

Andere Finanztöpfe können ebenfalls Erwähnung finden: Der „Juncker Plan“, der viele private Investitionen anlocken soll, dank öffentlicher Garantien; Darlehen der Europäischen Investitionsbank; der Strukturfonds; das Emissionshandelssystem. Die Entwicklung von Crowdfunding ist auch sehr interessant zu betonen: Auch wenn die verfügbare Geldmenge für die Investitionen weitaus geringer ist als das, was der öffentliche und der industrielle Sektor sammeln können, zeigt sich, dass eine wachsende Zahl von Bürger*innen bereit ist, eine aktive Rolle in der Energiewende zu spielen.

Nichtsdestotrotz leidet die EU im Vergleich zu den USA, Japan oder China unter einem Mangel an Investitionen. Das kann die Führungsrollte der EU gefährden.

Ein „grüner neuer Deal“ um die europäische Wirtschaft vollkommen konkurrenzfähig werden zu lassen?

Innovationen werden in allen europäischen Wirtschaftssektoren nötig sein, um die EU Richtung Klimaneutralität zu bekommen. Die Energiewende bietet eine einzigartige Möglichkeit um die Wirtschaft der EU zu stärken: Millionen von Jobs können in den nächsten Jahrzehnten geschaffen werden, wenn die EU ihre Strategien im Kampf gegen den Klimawandel ganz umsetzt. Kleine Veränderungen können zu großen Jobzuwächsen führen. Der zusammen genommene Wert dieser Jobs kann auch höher sein, als der vieler jetziger Jobs, was sich positiv auf das BIP der EU auswirken wird.

Die groß angelegte Entwicklung lokaler Energieressourcen – Sonne und Wind gibt es genügend in Europa, im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen – kann Europas Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren. Zusammengefasst: Die Energiewende würde sich sehr positiv auf die Wirtschaft der EU auswirken – sowohl aus makro- als auch mikroökonomischer Perspektive.

Innovationen würden die europäische Energiewende noch lukrativer machen. Ihre Rolle in der Voranbringung der Energiewende würde mehr Jobs und ein nachhaltiges Wachstum generieren. Wenn die EU so handelt, kann sie basierend auf dem großen Willen, Durchbrüche im Feld der Energie zu erzielen, Wettbewerbsvorteile schaffen.

Sollte die EU einen großen Investitionsplan für die Energiewende und für Innovationen – einen „grünen neuen Deal“ – gestalten um das Europäische Projekt zu retten? Wenn es um die Umsetzung einer innovativen Energiewende geht, darf man nicht die Rolle aller Bürger*innen vergessen. Multidimensionale Innovationen müssen das Herzstück der europäischen Strategie sein und die Bürger*innen müssen die Veränderungen, die durch Entwicklung neuer Energieressourcen entstehen, akzeptieren. Eine sozial gerechte Energiewende, die auf sozialen und technischen Innovationen beruht, ist daher unbedingt notwendig, um eine neue Ära von Nachhaltigkeit und geteiltem Wohlstand einzuleiten.

Dieser Artikel erschien im Original bei unseren Partnern Courrier d’Europe - Made in Sorbonne

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