Digital-Money: Der Euro im Umbruch?

, von  Ida Leinfelder

Digital-Money: Der Euro im Umbruch?
Zukunft des Euros? Foto: Bru-nO / Pixabay / Lizenz: Pixabay

Am 10. Oktober fand der Online-Bürger*innendialog zum digitalen Euro statt. Was die Ziele eines digitalen Euros sind, wie sich eine mögliche Einführung auf das Eurosystem auswirken kann und welche Bedenken es gibt, diskutierten Bürger*innen mit Bundesbankvorstand Burkhard Balz. Von Ida Leinfelder.

„Ein digitaler Euro wäre ein Stabilitätsanker für unser Geld im digitalen Zeitalter“, zitiert sich die Europäische Zentralbank (EZB) selbst auf ihrer Website. Wie der analoge Euro würde auch sein elektronisches Pendant von der EZB und den Nationalbanken herausgegeben werden. Er soll als digitales Zentralbankgeld Bürger*innen Bezahlvorgänge erleichtern, Innovationen fördern und die Autonomie der EU stärken. Noch ist nichts entschieden, aber nach einer zweijährigen Untersuchungsphase hat die Europäische Kommission im Juni 2023 einen Gesetzesvorschlag zur Einführung des digitalen Geldes vorgelegt.

„Für die europäische Integration spielt der Euro eine außerordentliche Rolle“

Der Euroraum umfasst 20 Staaten und hat die wirtschaftliche Integration der EU maßgeblich vorangetrieben. Als letztes Mitglied übernahm Kroatien Anfang dieses Jahres den Euro als offizielle Währung. Symbolhaft vereint die Euromünze eine einheitlich gestaltete europäische Seite mit einer national bebilderten Rückseite – ein Abbild des Eurosystems als Zusammenspiel zwischen EZB und den nationalen Zentralbanken.

Die Organisationseinheiten des Eurosystems sind auch diejenigen, die momentan über das für und wider eines digitalen Euros diskutieren. Fakt ist: Ein Euro ist ein Euro, das ändert sich auch digital nicht. Die Frage nach einem Wechselkurs ist damit geklärt – doch das Publikum beim Bürger*innendialog gab sich damit noch nicht zufrieden.

Ein Euro ist ein Euro

Burkhard Balz ist als Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank unter anderem zuständig für das Ressort Bargeld. Aber vielleicht ja auch bald digital money? Balz erklärt die Vorteile eines digitalen Euros, die sich aus Sicht der EZB und der Deutschen Zentralbank ergäben. Dabei gehe es ausdrücklich um eine ergänzende Bezahlmöglichkeit zum Bargeld. Alle die weiterhin lieber in bar bezahlen möchten, mögen dies auch gerne weiterhin tun.

Mit einer digitalen Währungsform würde das Eurosystem auf den Onlinebezahltrend reagieren. Schon jetzt wird ein Viertel der Umsätze im Internet abgewickelt. Ein von der EU implementiertes online-Bezahlsystem, so die Hoffnung, sorgt für ein bequemes, sicheres Bezahlsystem nach einheitlichen Regeln. Es soll für private- und Geschäftskund*innen als Alternative zu privaten Online-Transfer-Dienstleistern entstehen. Diese sind hauptsächlich von US-Unternehmen dominiert. Ein EU-Bezahlsystem kann daher auch als Versuch verstanden werden, auf diesem Gebiet wieder Kontrolle zu gewinnen.

Wie sieht der digi-Euro aus?

Viel steht noch nicht fest, was die Ausgestaltung des digitalen Euros betrifft. So blieb auch die Publikumsfrage, ob es sich um eine weitere Krypto-Währung handelt, oder ein neues Produkt ist, unbeantwortet. Der E-Euro soll nicht als Ersatz für heutige Bezahlverfahren eingesetzt werden. „Wir wollen nicht steuern, verdrängen oder lenken“, sagte dazu Balz von der Deutschen Bundesbank. Er soll auch nicht als Wertanlage genutzt werden. Möglich ist daher eine Haltegrenze, eine maximale Summe an E-Euros, die man besitzen darf. Ein neues Konto brauchen Verbraucher*innen nicht zu eröffnen – im Vordergrund stünden digitale Geldbörsen in Form von Smartphone Apps, die über die jeweilige Bank herausgegeben würden und mit dem eigenen Bankkonto verknüpft wären.

Digital offline zahlen

Für Privatkund*innen soll dabei die Nutzung auf jeden Fall kostenlos sein. Es werde aber eine Bezahloption für Geschäftskund*innen diskutiert, so Balz. Für Bezahlvorgänge ins europäische Ausland gibt es bisher kein einheitliches System, aber ein digitaler Euro könnte das international fragmentierte und privatisierte Kartenbezahlsystem um eine EZB-gestützte Alternative ergänzen. Durch die Option auf Offline-Zahlung wäre die Möglichkeit auch an entlegenen Orten zu bezahlen inbegriffen. Obwohl der digitale Euro also auf eine digitale Wallet angewiesen ist, soll er auch ohne Internetzugang funktionieren können.

Viele Fragen offen

Die Chancen für den digitalen Euro scheinen nicht schlecht zu stehen. Bei der Deutschen Bundesbank wird er als unausweichliches Zukunftsprojekt diskutiert. Am 18. Oktober 2023 entscheidet der EZB-Rat, ob der Gesetzesvorschlag der Kommission aus Juni 2023 weiterverfolgt wird. Der Vorschlag enthält bereits jetzt Vorschläge zur legislativen und technischen Umsetzung eines digitalen Euros. Eine Einführung würde aber frühestens in vier bis fünf Jahren erfolgen. Und so viel Zeit braucht es wohl auch. Darüber ob und wie der digitale Euro von nicht-EU Bürger*innen genutzt werden kann, wie hoch eine Haltegrenze sein soll, welche gesetzgeberischen Zuständigkeiten eine Einführung mit sich bringt und wie das ganze technisch aussehen soll ist noch nicht viel bekannt. Und auch bei der Namensgebung ist man sich noch nicht einig. E-Euro, Euro 2.0, digital-Euro? Es gibt noch viel zu besprechen.

Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Kooperation zwischen der Europa-Union Deutschland und treffpunkteuropa.de entstanden, in der wir über die bundesweite Bürgerdialogreihe „Europa - Wir müssen reden!“ berichten.

Der Online-Bürgerdialog wurde von der überparteilichen Europa-Union Deutschland e.V. veranstaltet und ist Teil des Bürgerdialogprojekts „Europa in der Welt – Wir müssen reden!“. Die Veranstaltung wurde durch das Auswärtige Amt gefördert und fand in Kooperation mit den Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) Deutschland und der Union Europäischer Föderalisten (UEF) statt.

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