Ein Rückblick auf die Europawahl 2024

Gestalten wir die Zeit nach dem 9. Juni, indem wir auf mehr politische Bildung setzen

, von  Erwan Laurent

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Gestalten wir die Zeit nach dem 9. Juni, indem wir auf mehr politische Bildung setzen
Das Europaparlament in Straßburg Foto: Wikimedia Commons / Gzen92 / Copyright

Ein Kommentar von Erwan Laurent (JEF Frankreich). Wie könnte man nicht mit Besorgnis auf die Ergebnisse der Europawahlen vom 9. Juni in Frankreich und Deutschland reagieren? Im Jahr 2019 hatten die grünen Parteien bei den jungen Menschen die Nase vorn; fünf Jahre später sieht das Bild ganz anders aus. Der Rassemblement National war mit 32 Prozent bei den 18- bis 34-Jährigen am beliebtesten. In Deutschland belegte die AfD bei den 16- bis 24-Jährigen den zweiten Platz, nur 1 Prozentpunkt hinter der CDU/CSU.

Wenn man das einmal gesagt hat, was bleibt dann noch? Was muss in den nächsten fünf Jahren noch getan werden, um all die jungen Menschen davon zu überzeugen, dass diese Entscheidung nicht die richtige war? Was bleibt noch zu tun, um all diejenigen, die nicht gewählt haben, davon zu überzeugen, dass ihre Stimme zählt?

Für uns als Jugendorganisationen ist einer der Schlüssel die politische Bildung, die Pädagogik, die ganze Aufklärungsarbeit. Denn wir sind absolut davon überzeugt, dass das Gefühl der Entfremdung, ja sogar des Misstrauens, das zum Ausdruck gebracht wurde, sich teilweise durch einen Mangel an Informationen erklären lässt. Und genau hier ist die Arbeit von uns allen, den Akteuren der Jugend, so wesentlich, um Europa für alle und jeden konkreter und zugänglicher zu machen. Zu vermitteln, dass es bei der EU nicht nur um Institutionen, Verträge oder Wirtschaft geht, sondern auch um eine Sammlung von Geschichten, Erfahrungen und Gefühlen.

Denn wenn wir uns dessen bewusst werden, werden wir uns auch unseres Glücks bewusst, Europäer zu sein; und dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, sondern jeden Tag aufs Neue verteidigt werden muss. So können wir dann im besten Fall von jungen Nichtwählern zu jungen Engagierten werden.

Dies setzt jedoch voraus, dass wir unsere Anstrengungen vervielfachen. Die Schule nimmt ihre Rolle bei der Erziehung der Jugendlichen zur Unionsbürgerschaft heute nicht ausreichend wahr, da sie sich mehrheitlich auf den nationalen Aspekt konzentriert. Die öffentlichen Behörden haben also zweifellos eine entscheidende Rolle zu spielen, müssen aber immer durch die Arbeit der zivilgesellschaftlichen Organisationen ergänzt werden, die die Vermittlung durch informelle Methoden, von Gleichaltrigen zu Gleichaltrigen, fördern. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Methoden, Know-how und Wissen gemeinsam zu nutzen.

In einer Zeit, in der junge Menschen am stärksten in sozialen Netzwerken vertreten sind, sind sie auch am anfälligsten für Desinformationen. Auch hier ist die Aufklärungsarbeit wieder so entscheidend, vor allem in einer Zeit, in der manche so weit gehen, die Geschichte für ihre eigenen Interessen zu instrumentalisieren. Auch hier verdient die Erinnerungsarbeit eine weitere Stärkung, denn wie kann man so schnell vergessen? Die Anstrengungen verdoppeln, um unser kollektives, insbesondere deutsch-französisches Gedächtnis für alle zugänglicher zu machen, denn das ist unsere beste Waffe gegen Nationalismus, Hass und Intoleranz.

Schließlich geht es bei der politischen Bildung auch darum, sich zu fragen, wie wir uns als Zivilgesellschaft gemeinsam gegen Extremismus wappnen, wie wir zusammenarbeiten, wie wir teilen und wie wir voneinander lernen. Denn europäische Demokratie bedeutet nicht nur, wählen zu gehen, sondern auch, sich zu engagieren, zu mobilisieren und zu protestieren. Lasst uns also weiterhin unsere Stimme erheben, die Debatte am Leben erhalten und das Europa der Einheit in der Vielfalt gedeihen lassen!

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