Nach dem Ausbruch schwerer Gefechte in Berg-Karabach am vergangenen Samstag machen sich Aserbaidschan und Armenien gegenseitig für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Nach Angaben des aserbaidschanischen Bloggers Azladiq beschuldigt das aserbaidschanische Verteidigungsministerium Armenien, fünf Zivilisten auf aserbaidschanischem Territorium getötet zu haben. In einer Stellungnahme des Verteidigungsministeriums heißt es, dass auf Seiten der aserbaidschanischen Truppen zwölf Soldaten in den Gefechten gefallen seien, während mehr als Hundert armenische Soldaten getötet oder verletzt worden seien. Der armenische Präsident Serzh Sargsjan hingegen sprach von 18 getöteten und 35 verletzten Soldaten aus seinen Reihen. Sargsjan begründete das Eingreifen des armenischen Militärs mit dem Schutz der Bevölkerung der Region, der nach einer Offensive von aserbaidschanischen Truppen erforderlich gewesen sei. Obwohl Aserbaidschan einseitig einen Waffenstillstand ausgerufen hat, gehen die Gefechte in der Region nach übereinstimmenden Medienberichten ununterbrochen weiter.
Berg-Karabach steht seit Ende des Krieges 1994 unter Kontrolle des armenischen Militärs. Rund 800.000 Aserbaidschaner und 300.000 Armenier wurden während des Krieges vor zwanzig Jahren zur Flucht aus den umkämpften Gebieten gezwungen. Die Ausrufung einer „Republik Berg-Karabach“ durch regionale Separatisten wurde bislang von keinem einzigen Staat völkerrechtlich anerkannt. Mehrheitlich leben ethnische Armenier in der Region, die jedoch völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört. Nur wenige Stunden vor Ausbruch der neuerlichen Gefechte hatten sich der aserbaidschanische Präsident Aliyev und sein armenischer Kollege Sargsjan mit US-Vizepräsident Joe Biden getroffen, der zur friedvollen Konfliktlösung im Kaukasus appelliert hatte.
Die internationale Gemeinschaft forderte die Konfltikparteien auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte beide Seiten, die existierenden Waffenstillstandsvereinbarung zu respektieren. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verlangte ein Ende der militärischen Gefechte und eine Rückkehr zur Diplomatie. Der russische Präsident Wladimir Putin drängte beide Seiten, das Feuer einzustellen und sich hinter die bisherige Waffenstillstandslinie zurückzuziehen. Die Türkei sowie Pakistan - die Armenien beide nicht als unabhängiges Land anerkennen - kündigten an, im Falle einer Intervention eines Drittlandes ihre Truppen zur Unterstützung Aserbaidschans in die Berg-Karabach Region zu schicken. Internationale Verhandlungen der 1992 zur Lösung des Konflikts gegründeten OSZE-Gruppe Minsk, zu der auch Frankreich, Russland und die USA gehören, scheiterten bisher.
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