Lektüre gegen das Sommerloch

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Lektüre gegen das Sommerloch
Für den Strandtag unverzichtbar: Das richtige Buch im Gepäck Foto: Free-Photos / Pixabay / CC0 1.0 Universell

Sommerloch und nichts zu Lesen? Die Lektüre-Empfehlungen der Redaktion von treffpunkteuropa.de schaffen Abhilfe.

„Women“, Charles Bukowski, 1978

Niemand sollte durchs Leben gehen, ohne Bukowski gelesen zu haben. Jenseits seiner beeindruckenden Lyrik, die das Leben, die Liebe und die Gesellschaft auf brutal ehrliche und direkte Art oft entlarvt und mit Bukowskis berüchtigtem dunklen Humor skizziert, sind die drei Bücher Post Office, Factotum und Women Bankrott- und Liebeserklärung an das Leben zugleich. Bukowski offeriert nicht nur einen schonungslosen Blick in die männliche Psyche, sondern durchschaut auch wie kein zweiter in seinen Werken die Zwänge unserer Gesellschaft.

„Leviathan Wakes“, S. A. Corey, 2011

Die „Expanse“-Reihe ist das beste Stück Science-Fiction seit langem. Nicht nur, weil die Welt und ihre Charaktere beeindruckend gestaltet sind, sondern auch, weil es eine Welt ist, in der Physik regiert und keine von Disney gefärbte Fantasy im Weltraum herrscht. Realistisch, mit leichtem Hang zur Dystopie, wird hier die Zukunft der Menschheit skizziert, die sich über das Sonnensystem ausgebreitet hat - und doch politisch und gesellschaftlich weit von einer idealen Welt entfernt bleibt. Auch wenn die Reihe mit dem inzwischen siebten Buch langsam nachlässt, so bleibt gerade der Auftaktroman „Leviathan Wakes“ ein Meilenstein des Genres.

„Die Hauptstadt“, Robert Menasse, 2017

Es geht um Brüssel, um die EU, konkret meist um die Kommission, um die Frage, warum wir sie überhaupt brauchen, und dann noch um ein Schwein, das durch die Straßen der belgischen Hauptstadt läuft. Mit einer Prise Humor, einer größeren Prise Absurdität, aber immer auch mit der Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen.

„Wer die Nachtigall stört“, Harper Lee, 1960

Absoluter Lieblingsroman unserer Redakteurin Marie Menke, den man auch heute immer wieder lesen kann und sollte. Im Mittelpunkt steht eine Kindheit in den Südstaaten der USA und Lee gelingt es, diese Zeit, die uns hier mitunter ganz fremd erscheint, greifbar zu machen.

„Während die Welt schlief“, Susan Abulhawa, 2011

Susan Abulhawa erzählt die Geschichte einer palästinensischen Familie ab 1948 - eine Geschichte des individuellen Schicksals der Protagonistin Amal, geboren in einem Flüchtlingslager, durch deren Leben Flucht und Vertreibung, Krieg und Tod wie ein roter Faden ziehen. Ihr Schicksal steht exemplarisch für das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung im Nahen Osten und ist vor allem eine scharfe Kritik am Handeln der internationale Gesellschaft. Der Roman kommt ohne moralischen Ton daher, aber mit viel Spannung und Emotionen - und bleibt auch im Kopf, wenn man ihn zur Seite legt.

„Europadämmerung“, Ivan Krastev, 2017

Dass Europa in der Krise steckt, lässt sich nicht mehr bestreiten. Was zu dieser Krise geführt hat und wie die Zukunft Europas aussehen könnte, darüber schreibt der bulgarische Philosoph Ivan Krastev in seinem klugen Essay „Europadämmerung“. Ein Fokus des Essays liegt auf der sogenannten Flüchtlingskrise und dem damit einhergehenden Niedergang des Menschenrechtsdiskurses. In einem weiteren Kapitel bemüht sich Krastev, die skeptische Haltung der Osteuropäer gegenüber der Europäischen Union zu erklären. Wer eine Anleitung erwartet, wie Europa vor seinem Niedergang bewahrt werden kann, der wird enttäuscht werden. Und doch bietet der Essay einen guten Startpunkt, um über die aktuellen Herausforderungen der Europäischen Union weiter zu nachzudenken.

„Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“, Ronen Steinke, 2013

Fritz Bauer, in Nachkriegsdeutschland Generalstaatsanwalt in Hessen und Initiator des großes Auschwitz-Prozesses, war überzeugter Sozialdemokrat und leidenschaftlicher Kämpfer für die Menschenwürde. In Zeiten, in denen Menschenrechte in der Europäischen Union mit den Füßen getreten werden und in denen Nationalismus und Rechtsextremismus in Europa an Fahrt gewinnen, schadet es nicht, sich an sein Lebenswerk zu erinnern. Dem SZ-Redakteur Ronen Steinke ist mit dem Buch das beeindruckende Porträt eines Mannes gelungen, der überzeugt davon war, dass jeder für sein Handeln selbst verantwortlich ist.

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