Liebesgrüße aus Rom

, von  Michael Vogtmann

Liebesgrüße aus Rom
Demonstranten sammeln sich am Bocca della Verità, dem Ausgangspunkt des March for Europe © 12stellae, zur Verfügung gestellt für treffpunkteuropa.de

Am 25. März versammelten sich über 10 000 Menschen auf verschiedenen Demos auf den Straßen Roms, um ein besseres Europa einzufordern. - Eindrücke aus 2 intensiven Tagen.

Als Erstes möchte ich der Movimento Federalista Europeo und der Gioventù Federalista Europea danken, die die Veranstaltungen rund um den March for Europe organisierten. Ein besonderer Dank gilt meinem Freund Roberto Castaldi. Zum ersten Mal begegnete ich ihm auf der EuroPCom in Brüssel. Eine Begegnung, die dazu führte, dass ich mir ein halbes Jahr später zwei Mal eine 12-stündige Zugfahrt zwischen Karlsruhe und Rom antat. Es ist immer wieder erstaunlich, wie lange Züge benötigen, um durch die verhältnismäßig kleine Schweiz zu gelangen. Trotz der vielen Tunnel und Brücken lähmen die Berge und Seen der imposanten Alpen das Vorwärtskommen doch beträchtlich. Von Basel bis Mailand muss man mit einer Fahrtzeit von 5 bis 6 Stunden rechnen. Für die weitaus längere Strecke zwischen Mailand und Rom benötigt der Frecciarossa, der „rote Pfeil“ weniger als 4 Stunden. Teilweise erreicht der italienische Schnellzug dabei Geschwindigkeiten zwischen 250 und 300 km/h.

Immer diese Archäologen

Meine Freundin Proletina „Polly“ Girova buchte für uns beide eine günstige Unterkunft in einem Camping Village am westlichen Rand Roms. Es war gut, dass die erste Veranstaltung, die wir am 24. März besuchten, erst nach Mittag begann, sonst hätten wir wirklich früh aufstehen müssen. Der Ort der Veranstaltung war die „Universität Rom III“ am südlichen Stadtrand. Da Rom nur zwei Metrolinien hat, die sich in Termini, dem Hauptbahnhof kreuzen, mussten wir zuerst vom westlichen Stadtrand ins Zentrum und von da zum südlichen Stadtrand. Jedes Mal, wenn in Rom versucht wird eine zusätzliche Metrolinie zu bauen, stoßen die Arbeiter beim Graben auf Ruinen und archäologische Schätze des antiken Roms und die Bauarbeiten müssen gestoppt werden.

In der Metrostation laufen wir an einem bekannten Gesicht vorbei. Unsere Übersetzungschefin von Treffpunkteuropa, Stéphanie wartet zusammen mit einer Freundin auf die U-Bahn. Ich spreche sie an in der Annahme, dass sie auch für den morgigen Marcia per l’Europa da ist. Als Geografiestudentin mit dem Wahlfach Archäologie, ist sie aber tatsächlich nur aufgrund eines archäologischen Projekts in Rom. Zu ihrem und meinem Bedauern wird sie morgen schon woanders sein müssen, obwohl sie noch gehofft hatte, dabei sein zu können. Wir begleiten Stéphanie bis Termini, dann trennen sich unsere Wege. Wenn man als Tourist in Rom ist, um jene antiken Sehenswürdigkeiten zu bewundern, treibt man sich meist nur im Stadtzentrum herum. Auf dem Weg von Stadtrand zu Stadtrand fällt mir zum ersten Mal auf, wie weiträumig sich die ewige Stadt tatsächlich erstreckt.

Immer diese ehemaligen italienischen Premierminister

Roberto Castaldi tritt auf als Gastgeber der Veranstaltung „a Genuine European Union to Ensure Welfare, Security and Democracy“, die in einem großen, sterilen Hörsaal stattfindet. Ich begrüße ihn im Vorfeld und stelle ihm Polly vor. Unter den Rednern sind viele aktive und ehemalige Größen der europäischen Politik vertreten: Jüri Ratas, Premierminister Estlands; Edmond Alphandéry, ehemaliger französischer Wirtschaftsminister; Markku Markkula, Präsident des Europäischen Ausschuss der Regionen; Europaparlamentarier Jo Leinen und die beiden ehemaligen italienischen Premierminister Mario Monti und Enrico Letta. Letta sieht in Europa keine unterschiedlichen nationalen Interessen, denn „die Europäer haben die gleichen Probleme“. Alphandéry erinnert an das Friedensprojekt Europa und sieht die Welt, mit den politischen Entwicklungen in den USA, Russland und Türkei gefährlich nah an einem Weltkrieg. Er drängt auf eine Verteidigungsunion mit dem lateinischen Sprichwort „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf Krieg vor.“ Zu meiner Überraschung beeindruckt mich besonders die Rede von Mario Monti. Der Mann mit der monotonen Stimme, der für seinen langsamen Vortragsstil bekannt ist, fordert doch nichts Geringeres als eine „Revolution in der Art und Weise, wie wir Europa denken“. Er beklagt, dass nationale Politik „degeneriert“ und sich mehr und mehr auf kurzzeitliche Ziele konzentriert, anstatt langfristige europäische Entwicklungen im Blick zu behalten. Früher wären die Staats- und Regierungschef nach Brüssel gefahren um „einen Ziegelstein zum Bau des europäischen Hauses dort zu lassen“, heute fahren sie hin um „Ziegelsteine zurück zu holen“. Er erinnert an Helmut Kohl und verlangt mehr Mut von der aktuellen Politikergeneration: „Was ist denn schon der Verlust einer nationalen Wahl im Vergleich zum Verlust eines historischen Projekts wie Europa?“ Er ist voll des Lobes für den March for Europe und seine Organisatoren und betont, dass „die Bürger um ihre Ownership der europäischen Politik werden kämpfen müssen“.

Roberto Castaldi (Mitte links) als Gastgeber von „a Genuine European Union to Ensure Welfare, Security and Democracy“ | © 12stellae

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Polly hat den Eindruck, Jo Leinen hätte ihr schmutzige Blicke zugeworfen. Wir müssen weiter zur „Sapienza, Universität Rom I“ im Zentrum. Dort will ich den Föderalisten Stefano Milia treffen, der in der kleinen Gruppe von Pulse of Europe Rom engagiert ist. Ich habe ein Präsent für Barbara Grisafi und Pulse of Europe Rom dabei, dass ich ihm gern übergeben will, weil ich sie nicht erreichen kann. Dummerweise geht er nun aber auch nicht mehr ans Telefon. Auf dem Weg von der Metrostation zum Unicampus fallen mir die vielen Plakate der Europagegner auf, die auch morgen gegen den Ratsgipfel demonstrieren wollen. Antonio Argenziano von der GFE bzw. JEF Rom hatte mir bereits zwei Wochen zuvor beim EYC in Straßburg berichtet, dass es neben dem March for Europe auch Gegendemos von Antieuropäern geben wird. Wir erreichen das große Eingangstor des Campus. Wir merken schnell, dass wir die „Aula Magna“, wo wir hin wollen, nicht so leicht finden werden und beschließen einen Wachmann zu fragen. Ich versuche es mit meinem rudimentären Italienisch. Der Wachmann fragt wo wir herkommen: Germania. Er grinst und redet etwas von „Merkel“. Ich mache klar, dass ich ihre Partei nicht gewählt habe. Dem zum Trotz kriegt er tatsächlich einen englischen Satz zustande: „I love Merkel.“, weist auf ein großes, weißes Gebäude, das an totalitären Baustil erinnert und sagt „Aula Magna“. Wir gelangen ins Gebäude und stellen fest, dass die Veranstaltung hauptsächlich auf Italienisch stattfindet. Ich glaube einer der Diskutanten ist der ehemalige italienische Premier Romano Prodi. Überhaupt, auf jeder Veranstaltung, auf der ich bin, treffe ich mindestens einen ehemaligen italienischen Premier. Es gibt aber auch wirklich so viele davon.

„...we will all go to jail!“

Dieser Haupthörsaal, was Aula Magna bedeutet, ist weitaus beeindruckender als der der Universität Rom III. Er erinnert mehr an einen edlen Opernsaal mit einem gigantischen Wandgemälde hinter der Bühne und einer übergroßen Engelsgestalt als Relief an der Decke. Stefano Milia ist nirgends aufzufinden, aber wir treffen Tobias Henrich von DiEM25 aus Frankfurt, den ich vor ein Paar Monaten auf den March for Europe aufmerksam machte. Die Sonne geht unter. Zu dritt fallen wir über das Gästebuffet her und machen uns dann auf den Weg zum Piazza del Popolo. Die GFE plant dort einen Flashmob. Polly will bei keinem Flashmob mitmachen und auch Tobias ist skeptisch. Ich habe Antonio Argenziano aber versprochen dabei zu sein und betone, dass wir durch physische Anwesenheit den Flashmob unterstützen werden!

GFE/JEF Flashmob auf dem Piazza del Popolo | © 12stellae

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Am Piazza angekommen sehen wir zunächst niemanden. Wir befürchten, dass es ein 10-Leute-Flashmob werden wird und bekommen ein ungutes Gefühl für den morgigen March. Der Piazza del Popolo ist aber wirklich groß und unser ungutes Gefühl löst sich in Luft auf, als ich die Gruppe erspähe. Ich begrüße meine flüchtigen Bekannten von der GFE und bald Gesellen sich auch Gesichter der JEF Deutschland und Frankreich dazu, die ich alle noch vom EYC kenne. Eines ist das von Morgana Federica Signorini von der GFE Florenz. Sie ist klein, doch mit einer wirklich lauten energischen Stimme ausgestattet, wie sie nur wahre Italienerinnen haben können. Jeder, der mal auf einem sardischen Großfamiliengeburtstag humor- und stimmungsvollen Frauengesängen lauschen durfte, weiß, wovon ich rede. Die Organisatoren verteilen grüne Himmelslaternen, diese Dinger, bei denen man unten den Brennkörper anzündet und die dann in die Höhe fliegen. Polly schnappt sich eine Laterne und meldet sich freiwillig. Ich wundere mich ob das die gleiche Frau ist, die noch vor fünf Minuten Flashmobs doof fand und frage mich, seit wann die JEF zum Green Lantern Corps geworden ist. Die Laternen werden in drei Reihen angeordnet, die von oben betrachtet an die drei grünen Striche des JEF Logos erinnern. Jetzt macht das Grün Sinn. Jeweils drei Leute halten eine Laterne. Ich Polly und Tobias bilden ein Laternenteam. Es werden Feuerzeuge verteilt, aber weil es nicht genug gibt, müssen zwei Teams ein Feuerzeug nacheinander benutzen. Morgana heizt uns an und informiert uns, dass wir mit der Aktion jetzt loslegen, weil wir den Platz bald wieder räumen müssen. Außerdem hat sie eine interessante Zusatzinfo für uns: „Don’t let the lanterns fly! If anyone lets a lantern fly, we will all go to jail!“ Sie macht keinen Scherz. Darauf deutet zumindest der große Polizeiaufmarsch hin, der uns langsam umzingelt. Ich bekomme Kopfkino von verbrannten Händen und versengten Haaren, von jemandem, der eine brennende Laterne aus der Hand verliert, die in den Nachthimmel empor steigt und von Polizeiknüppeln. Ich halte prophylaktisch Ausschau nach Lücken in den Reihen der Carabinieri und nach möglichen Fluchtwegen. Es ist chaotisch und hektisch, weil die Gruppe neben uns, mit der wir das Feuerzeug teilen, ewig braucht, um die Laterne anzuzünden. Bei manchen Leuten brennt es zu stark und die Laternenwand droht sich zu entzünden. Dennoch baut niemand der ungefähr 100 jungen engagierten Europäer Mist, nicht mal ich. Ich bin fast ein wenig enttäuscht. Der Flashmob ist gelungen alle sind erleichtert und jubeln. Die Gruppe löst sich langsam auf. Velko Ivanov der Generalsekretär der UEF Bulgarien war auch anwesend. Er kommt auf uns zu und unterhält sich mit Polly. Die anderen machen sich auf den Weg zum Kolosseum. Dort sollen Bilder auf das Wahrzeichen projiziert werden, die auf den March aufmerksam machen.

„Europe fights back“

Es ist so weit. Es ist Samstag der 25. März. Heute ist der Tag des March for Europe. Am Vormittag findet aber noch, irgendwo in der Nähe der Spanischen Treppe, eine Vorveranstaltung statt, unter dem Motto „Europe fights back: Re-building Vision, Re-gaining Trust, Re-launching Unity“. Während ich und Polly mit der Metro ohne Halt an unserer Station „Spagna“ vorbei rauschen, stellen wir fest, dass die Hälfte der Haltestellen im Zentrum gesperrt sind. Neben den mit Maschinenkarabinern bewaffneten Patrouillen, die man sehr oft auf den Straßen sieht, gehört die Sperrung zu den Sicherheitsmaßnahmen. Es erinnert mich wieder daran, dass zeitgleich dieser unbedeutende Europäische Rat der nationalen Staats- und Regierungschefs, sich in Rom zu einem Gipfel trifft. Wir steigen in Termini aus, müssen zurückfahren zum Piazza del Popolo und notgedrungen zu Fuß weiter. Auf dem Weg Richtung Spanische Treppe steht am Eingang in eine enge Gasse eine Gruppe von Polizisten. Ich will sie nach dem Weg fragen, als mir auffällt, dass die Gasse bereits die korrekte Adresse ist. Nach dem Vorzeigen unserer Eintrittskarten sehe ich auch bereits die bekannten Gesichter der GFE. Ihre Zugehörigkeit zum Organisationsteam erkennt man an den grellen gelben March-for-Europe-T-Shirts. Sie zeigen uns, wo wir die Simultanübersetzungsgeräte her bekommen und wo es lang geht. Der Saal ist verhältnismäßig klein. Alle Sitzplätze im Erdgeschoss sind belegt. Polly entdeckt eine dunkle schmale Treppe, die doch tatsächlich zur oberen Loge führt, wo es noch viele freie Plätze gibt. Ich erspähe David Zühlke von der Treffpunkteuropa-Redaktion im Publikum. Podiumsgäste und Redner sind unter anderem: die Europa-Abgeordneten Elmar Brok, Guy Verhofstadt, Alyn Smith und weitere, aber auch Vertreter von NGOs, Kunst, Medien und Gelehrte, wie Isabelle Durant von der Spinelli Gruppe, Christopher Glück von den JEF, der Filmemacher Albert Solé, der Gründer von „La Repubblica“ Eugenio Scalfari, Professor Loukas Tsoukalis von der Universität Athen.

Von links nach rechts: Beppe Severgnini, Christopher Glück, Roberto Gualtieri, Monica Frassoni, Sylvie Goulard, Danuta Hübner, Guy Verhofstadt | © 12stellae

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In der ersten Diskussionsrunde äußert sich Tsoukalis kritisch über die Eurokrise. Er findet, dass man mit Kritik immer zuerst bei sich selbst beginnen soll und kritisiert die griechischen Politiker, aber auch die Wähler, die er in erster Linie als Verantwortliche für die Misere seiner Heimat sieht. Ferner kritisiert er Europa und bemängelt die Abwesenheit einer Fiskalunion und eines speziellen Eurozonenbudgets. Der Katalane Solé kündigt an demonstrativ, als Zeichen gegen die Dominanz des Englischen, auf Italienisch zu sprechen. Das Publikum würdigt die Aussage mit Applaus. Als Kunstschaffender kritisiert er die Kürzungen staatlicher Förderungen im kulturellen Bereich, die in ganz Europa präsent sind und er warnt: „Kultur darf nicht in den Händen von Ökonomen liegen.“ Der ehemalige Europa-Abgeordnete Andrew Duff hat sich trotz Brexit seinen Optimismus bewahrt. Wenn man Europa wieder erfolgreich für die Bürger machen würde, kämen die Briten schon zurück. Es folgen Redebeiträge am Podium. Hier besticht vor allem der leidenschaftliche Vortrag von Alyn Smith von der schottischen SNP. Auch Guy Verhofstadt versprüht wie gewohnt Europaleidenschaft in der zweiten Diskussionsrunde.

„European Federation! Right now!“

Ich und Polly verlassen den Ort, weil wir uns in Stellung bringen wollen für den March for Europe. Anstatt wie die Mainstream-Langweiler mit dem Bus zu fahren, begleiten wir eine kleine Gruppe um Anwar Abdallat zu Fuß zum Bocca della Verità, wo der March beginnt. Anwar ist Römer und ebenfalls Mitglied der JEF. Er führt uns an den Sehenswürdigkeiten seiner Stadt vorbei, darunter einer besonderen Sehenswürdigkeit für Föderalisten, dem ehemaligen Wohnhaus von Altiero Spinelli. Eine Gedenktafel an der Fassade erinnert an den Koautor des föderalistischen Manifests von Ventotene. Wir erreichen den Bocca della Verità. Ein Polizeiaufgebot steht am Rand des großen Platzes, der gefüllt ist mit Menschen mit blauen Europa- und Grünen Föderalistenfahnen. Die Sonne scheint und die Stimmung ist fantastisch. Reden werden auf einer LKW-Bühne gehalten. Daneben stehen Roberto Castaldi und andere Föderalisten in einem Zelt. Endlich treffe ich Stefano Milia. Ich überreiche ihm das Geschenk für Pulse of Europe Rom. Er spricht fließend Deutsch, da seine Mutter aus Deutschland stammt. Er meint, dass etwa 6 000 Menschen am Föderalistenmarsch teilnehmen. Viele Leute tragen blaue Plastikfahnen, die von der Europäischen Kommission gespendet worden seinen. Ich mache Stefano mit Captain Europe bekannt. Der Superheld, dem ich wie so vielen anderen zwei Wochen vorher beim EYC in Straßburg erstmals begegnete. Der March setzt sich in Bewegung. Ein Mädchen kämpft mit einer riesigen Heißluftballonattrappe, die sie wohl als Mitglied des Orgateams nun wieder klein kriegen muss, im Rahmen der Aufräumarbeiten. Ich und Polly fragen, ob wir helfen können, doch sie meint, es gehe schon und wir schließen uns der Karawane an.

https://www.youtube.com/watch?v=nOV5D2ELcic

Wir sind schneller unterwegs als die meisten, weil wir zum Anfang oder zumindest bis zur Mitte der lang gezogenen Menschenmasse kommen wollen. Man sieht weder das Ende noch den Anfang des Zuges und die Masse wirkt jetzt viel größer als noch vor Kurzem auf dem Platz. Wir überholen einen Wagen aus dem „Final Countdown“ der Rockband Europe dröhnt. Weiter vorne treffen wir wieder auf die JEF Gruppe. Morgana hat ein Megafon, als ob ihr Organ nicht bereits laut genug wäre. Sie singt und gibt Parolen von sich: „Europa Federazione! European Federation! Right now!“ Die anderen rufen ihr nach und tragen als Gruppe eine riesige Europafahne über ihren Köpfen. Der Zug macht eine Kurve. Kiefern werfen ihren Schatten auf die linke Seite des Zugs. Der Marsch endet an einem Sammelplatz am Kolosseum. Dort sehen ich und Polly Alyn Smith im Schottenrock. Viele Leuten wollen ein Bild mit ihm machen. Wir steigen auf den Hügel vor dem Kolosseum, um uns einen besseren Überblick zu verschaffen. Der Anblick der vielen Menschen, die von italienischem Hip Hop in gute Stimmung versetzt werden, ist herrlich. Ein Mädchen in einem gelben March-for-Europe-T-Shirt gibt einem französischen Kamerateam ein Interview. Auf dem Hügel posiert eine Gruppe mit einer großen Europaflagge. Ich und Polly leihen sie uns für ein Foto aus.

Michael Vogtmann und Proletina Girova zeigen Flagge vor dem Kolosseum | © 12stellae

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Der March for Europe war eine wunderbare Erfahrung und den Organisatoren muss man ein Kompliment machen. So sollte eine Demo ablaufen: friedlich, mit guter Stimmung, aber trotzdem mit einer klaren politischen Botschaft. Doch die Föderalistendemo, war nicht die einzige an diesem Tag. Es gab auch antieuropäische Gegendemos, mit denen wir Gott sei Dank nicht kollidierten. Auf der anderen Seite war unser Freund Tobias Henrich zum Beispeil gar nicht Teil des föderalistsischen Marsches. Er nahm an der proeuropäischen Kundgebung von Grünen und DiEM25 teil. Man kann also legitimerweise sagen, dass über 10 000 Menschen am 25. März in Rom für ein besseres Europa demonstriert haben. Zusammen mit den Demonstrationen in ganz Europa, unter anderem in Berlin, London und Düsseldorf waren es Hunderttausende. Also ihr nationalen Strippenzieher*innen, kratzt die letzten Reste eurer Kreativität und Courage zusammen und bringt Europa endlich voran! Die Zivilgesellschaft kann nicht ewig auf eure nationalen Egos warten!

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