Strategiewechsel!

, von  Lukas Uetz

Strategiewechsel!
„Gleichzeitig sollten wir nicht nur Schulen besuchen, sondern uns auch in Jugendzentren, Kultur-, Musik- und Sportverein über Europa im Alltag austauschen.“, sagt unser Autor Lukas Uetz © Willy Lange / Flickr / Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)

Ein Appell für neue, eigene Wege oder: Warum Junge Europäer nicht die Fehler der Parteien machen dürfen.

Sinkende EU Zustimmungswerte, aufkommende EU Kritiker und Skeptiker prägen die europäische Politik und Medien. Deshalb diskutieren aktuell nicht nur wir darüber, wie man den Menschen die Europäische Idee näherbringen kann. Die Analyse der Entwicklungen scheint hier immer dieselbe zu sein: die Menschen haben es nicht richtig verstanden, weshalb wir ihnen die Politik besser erklären müssen. Auch wir Junge Europäer fühlen uns verpflichtet, nun noch intensiver für uns und Europa zu werben. Hierzu organisieren wir Planspiele, Schulprojekte und Straßenstände, aber wir sind auch bei Parteitagen vertreten, um für unsere Sache und um neue Mitglieder zu werben.

Sind wir nun nur ein wenig selbstkritisch. Betrachten wir unser Handeln, unsere tatsächliche Zielgruppe und den Bildungshintergrund unserer Mitglieder genau. Schauen wir uns zum Beispiel die Schulaktionen an. Hier erreichen wir die Politikstreber, die über den Tellerrand blicken und Europa oft toll finden. Bei Straßenaktionen sind es die aufgeschlossenen und weltoffenen Mitbürger, die meist schon zur Mitte der Gesellschaft gehören. Und bei Parteitagen werben wir bei der versammelten politischen Elite um die, die bei uns Mitglieder werden, um ihren CV und ihr Netzwerk zu „pimpen“. Kurz: wir erreichen die Menschen, die die Politik ohnehin erreicht.

Da die etablierten politischen Parteien aber offenkundig selbst dabei scheitern, den Menschen Europa näher zu bringen und wir nicht noch einen Verein brauchen, der die Eliten vernetzt, müssen wir unsere Strategie überdenken. Hierzu halten wir zunächst zwei Dinge fest: Erstens ist unser übergeordnetes Ziel, dass junge Menschen sich für Europa begeistern und sich kritisch damit auseinandersetzen. Zweitens schaffen es neue politische Kräfte, gewisse Teile der Gesellschaft besser zu erreichen als die etablierten Parteien.

Was schlussfolgern wir nun daraus? Sollen wir uns populistische Methoden zu eigen machen? Wollen wir ein reines Elitennetzwerk der Jugendparteien sein? Wollen wir uns in Europadiskursen des vermeintlichen politischen Mainstreams mit proeuropäischen Argumenten überbieten? Das sind und machen wir schon, lautet die Antwort auf diese rhetorischen Fragen.

Wagen wir es und trauen uns an die Menschen heran, die wir bisher nicht ansprechen - die Europakritiker, die Politikverdrossenen, die Skeptiker, die Desinteressierten, die Resignierten und die Abgehängten - auch wenn es anstrengender und mit weniger Erfolgserlebnissen verbunden sein mag. Zum Beispiel sollten wir uns online in Gruppierungen vorarbeiten, die nicht in der proeuropäischen Blase sind. Gleichzeitig sollten wir nicht nur Schulen besuchen, sondern uns auch in Jugendzentren, Kultur-, Musik- und Sportverein über Europa im Alltag austauschen. Denn dort wird nicht klassisch über Politik diskutiert, sondern hier werden Ereignisse wie die Flüchtlingskrise wahrgenommen, während man Ode an die Freude spielt, für einen internationalen Wettkampf trainiert oder Polka tanzt. Und zuletzt: was bringt uns ein Politiker, den wir bei einem Parteitag für uns gewinnen, wenn dieser oder diese unfähig ist Europakritiker zu erreichen.

Dieser Artikel soll nicht mit der guten Arbeit von uns Jungen Europäern abrechnen oder ein weiterer Jammerartikel in schweren Zeiten sein, vielmehr soll er einen Impuls für neue Wege geben. Hören wir auf, das europäische Elitenprojekt zu manifestieren und fangen an, für ein echt bürgernahes, demokratisches und politisches Europa zu streiten. Deshalb sollten wir unser Netzwerk nutzen, viele gute Ideen bei einer Europawerkstatt sammeln und gemeinsam eine neue Strategie entwickeln. Ich bin dabei!

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