Leitartikel zum Themenschwerpunkt „Klima & Nachhaltigkeit“

UN-Klimakonferenz 2019: Zeit zu handeln

, von  Stefanie Neufeld

UN-Klimakonferenz 2019: Zeit zu handeln
Foto von der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris, auf der das Pariser Klimaabkommen beschlossen wurde. Bild: Flickr / jmdigne / CC BY-NC 2.0 Bildbearbeitung: Anja Meunier

Vom 2. bis zum 13. Dezember findet die UN-Klimakonferenz 2019 in Madrid statt. Das hat sich die Redaktion von treffpunkteuropa.de zum Anlass genommen, um Klimawandel und Nachhaltigkeit in einem zweiwöchigen Themenschwerpunkt aufzugreifen. Heute: Was ist eigentlich diese Klimakonferenz, von der alle sprechen? Ein Leitartikel.

Die UN-Klimakonferenz, oft auch Weltklimakonferenz oder einfach nur kurz COP (aus dem Englischen: Conference of the Parties) genannt, ist eine Konferenz, an der alle Staaten teilnehmen, die die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, kurz die UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change), unterzeichnet haben. Das erste Mal fand die Konferenz 1995 in Berlin statt. Damals einigte man sich zum Beispiel auf das so genannte „Berliner Mandat“, welches die Einrichtung einer Arbeitsgruppe umfasste, die zwischen den jährlich stattfindenden UN-Klimakonferenzen sogenannte Protokolle ausarbeiten sollte. Diese Protokolle sollten einerseits feste Reduktionsziele in Bezug auf ausgestoßene Treibhausgase und andererseits zeitliche Vorgaben, innerhalb derer diese Ziele erreicht werden sollten, beinhalten.

Das Kyoto-Protokoll als erster verbindlicher Rahmen

Bei der dritten UN-Klimakonferenz 1997 in Kyoto (Japan) wurde das sogenannte Kyoto-Protokoll als Ergebnis der Arbeitsgruppe zum Berliner Mandat beschlossen. Dieses Zusatzprotokoll zur UNFCCC stellte erstmalig eine bindende Vereinbarung zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen dar, die in erster Linie Industrieländer zur Verantwortung zog, weil diese vermehrt für die Emissionen und die damit einhergehende Belastung des Klimas verantwortlich sind. Das Kyoto-Protokoll sollte in Kraft treten, sobald 55 Staaten, welche gemeinsam an mehr als 55 Prozent der CO2-Emissionen im Jahr 1990 verantwortlich waren, das Protokoll ratifizierten. 90 Tage nachdem diese Bedingung erfüllt wurde, am 16. Februar 2005, war das Kyoto-Protokoll wirksam.

Im Kyoto-Protokoll wurden einige weiteren besonderen Mechanismen festgelegt, darunter zum Beispiel die Lastenteilung („Burden Sharing“): Demnach kann sich eine Gruppe aus Vertragsstaaten zusammenschließen und gemeinsam das Reduktionsziel erreichen, obwohl einzelne von ihnen es für sich allein gesehen noch nicht erreicht haben. Diese Möglichkeit wurde extra für die Europäische Union eingerichtet: So hat sich die EU zu einer Emissionsreduzierung bis 2012 von insgesamt 8% im Vergleich zu 2019 verpflichtet. Das Ziel wurde anschließend so aufgeteilt, dass Luxemburg, Deutschland und Dänemark eine Reduzierung von je 21 Prozent erreichen sollen, während dafür anderen EU-Ländern eine Steigerung zugesagt wurde.

Die im Rahmen der COP entstandenen Protokolle können erste Erfolge verzeichnen: In der ersten Verpflichtungsperiode von 2008 bis 2012 wurden das vereinbarte Reduktionsziel, die Treibhausgasemissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken, erreicht.

Nächster Schritt: Pariser Klimaabkommen

Bei der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris wurde das bekannteste Abkommen in Bezug auf den Klimaschutz beschlossen: Das Pariser Klimaabkommen trat im November 2016 in Kraft, genau 30 Tage nachdem 55 Staaten, die gemeinsam an 55 Prozent der Treibhausgasemissionen beteiligt sind, den Vertrag ratifizierten. Das Pariser Klimaabkommen soll das Kyoto-Protokoll ablösen, wenn dieses 2020 ausläuft.

Das Pariser Klimaabkommen sieht drei große Ziele vor:

  • Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur soll auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Durchschnittstemperatur begrenzt werden. Dies dient dem Ziel, irreversible Kettenreaktionen mit größerer Sicherheit zu verhindern, die das weitere Ansteigen der globalen Durchschnittstemperatur unaufhaltsam machen würden.
  • Schon heute sind extreme Wetterphänomene auf den Klimawandel zurückzuführen. Selbst wenn der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad begrenzt wird, müssen sich zahlreiche Regionen auf Folgen des Klimawandelns einstellen: Ihre Widerstandsfähigkeit muss daher gestärkt werden. Maßnahmen, die dazu beitragen, sollen möglichst frei von Treibhausgasemissionen auskommen und dürfen die Nahrungsmittelproduktion nicht bedrohen. Die Industrieländer sollen in ihrer internationalen Entwicklungszusammenarbeit Maßnahmen ergreifen, um Staaten mit niedrigem Durchschnittseinkommen (die oftmals zugleich besonders stark von Folgen des Klimawandels betroffen sind oder sein werden) in einer klimafreundlichen Politik und in der Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit zu unterstützen.

Um diese Ziele zu erreichen, haben die Staaten bereits auf der COP21 in Paris nationale Klimaschutzpläne vorgelegt. Außerdem einigten sie sich darauf, alle fünf Jahre strengere Ziele festzulegen, falls wissenschaftliche Erkenntnisse dies empfehlen würden. Das aktuelle Ziel der EU ist es, bis 2030 die Emissionen von Treibhausgasen um 40 Prozent zu senken.

2019: Bedeutung der Klimakonferenz in Madrid

Dieses Jahr findet die 25. UN-Klimakonferenz statt. Mittlerweile ist darunter nicht nurmehr nur eine einzige Konferenz zu verstehen. Vielmehr finden mehrere Einzelkonferenzen parallel zueinander statt: zum Beispiel die Konferenz der Staaten, die das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben. Dasselbe gilt für die Vertragsstaaten des Pariser Abkommens. Außerdem schließen sich Staatengruppen mit ähnlichen nationalen Zielen, Interessen und Positionen zusammen, um den Austausch effizienter zu gestalten. Neben den knapp 200 vertretenen Staaten sind immer auch Wissenschaftler*innen, NGOs, Journalist*innen und Besucher*innen vor Ort.

Infografik zur Klimakonferenz. Text und Konzeption: Klimafakten.de Nick Reimer Gestaltung: kalischdesign.de Lizenz: CC BY-ND 4.0

Nach den weltweiten Klimastreiks, die medial sehr viel Aufmerksamkeit bekommen haben, wird der kommenden UN-Klimakonferenz in Madrid eine große Bedeutung beigemessen. Der aktuelle „Emissions Gap Report“ des UN-Umweltprogramms (UNEP) zeigt, dass wenn nicht sofort gehandelt wird, die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um bis zu 3,9 Grad steigen könnte. Selbst wenn man sich an die im Pariser Abkommen vereinbarten Maßnahmen halte, würde sie um rund 3,2 Grad steigen, so der Bericht. Dies würde irreversible Teufelskreise zur Folge haben, die den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur nur noch verschnellern würden. Dadurch wäre der Klimawandel definitiv nicht mehr aufzuhalten. Im Endeffekt wäre die Erde für den Menschen und für viele weitere Arten nicht mehr bewohnbar. Daher ist die Hoffnung groß, dass die COP25 zum Anlass genommen wird, wirksame Maßnahmen zu beschließen: Noch ist eine Begrenzung des Temperaturanstiegs um 1,5 Grad zu erreichen. Im Bericht des UNEP sind klare Handlungsvorschläge benannt, die zu diesem Ziel führen können: Einer dieser Vorschläge ist, dass zwischen 2020 und 2030 die Emissionen von Treibhausgasen um 7,6 Prozent pro Jahr sinken müssen. Dabei führt der Vorschlag auch an, dass die Industrieländer grundsätzlich schneller daran arbeiten müssen als Länder des globalen Südens. Erstere sind für fast 80 Prozent der Emissionen verantwortlich.

Das Motto der COP25 ist #TimeForAction („Zeit zu handeln“). So hoffen Wissenschaftler*innen und Klimaschützer*innen auf eine Anpassung der nationalen Klimaschutzpläne, um das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen. Gerade vor dem Hintergrund, dass 2020 das Kyoto-Protokoll offiziell vom Pariser Abkommen abgelöst wird, sind viele Augen gespannt auf Madrid gerichtet. Es bleibt abzuwarten, mit welchem Ergebnis die COP25 endet.

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