von Nikolaus J. Kurmayer - Energie- und Umweltjournalist bei Euractiv.com
In der Welt scheint sich derzeit vieles zum Schlechteren zu wenden – aber beim Klimaschutz hat sich die EU still und heimlich zur absoluten Weltspitze gemausert. Das gibt Hoffnung!
2023 hat die EU ihren CO2-Ausstoß um acht Prozent reduziert. In der Schwerindustrie und dem Stromsektor betrug der Rückgang sogar satte 15 Prozent, während trotz Energiekrise die industrielle Wertschöpfung nur um 2,5 Prozent zurückging.
Der Erfolg der EU in Klimafragen lässt sich also nicht durch “Degrowth”, ein Schrumpfen der Wirtschaft, das vor allem bei Linken als Klimaschutzkonzept beliebt ist, erklären.
Nein, der Fortschritt ist der Verdienst zweier Entwicklungen.
Einerseits treibt Europas CO2-Preis (EU-Emissionshandelssystem, 2005 eingeführt und neuerlich verschärft) konsequent die Dekarbonisierung der Industrie voran – und zugleich liefern Erneuerbare Energien inzwischen mehr als die Hälfte des Stroms.
Deutschland verbrennt nur noch so wenig Kohle wie in den späten 1950er Jahren. Spanien hat den Anteil der fossilen Energien am Strommix auf unter 30 Prozent gedrückt. In Großbritannien wurde 2024 das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet.
Auch in Europas Peripherie schreitet die Dekarbonisierung voran: Seit dem Rekordjahr 2007 hat sich die Kohleverstromung in unserem Kontinent insgesamt nahezu halbiert – Tendenz weiter stark fallend.
Ein Blick in die Zukunft
Dieses Jahr sollen es noch einmal bis zu sechs Prozent weniger CO2-Ausstoß werden.
Kritiker betonen gerne, dass der Anteil der EU am Weltklima natürlich zunehmend gering ist: um die sechs Prozent groß ist er noch. Das ist wahrlich nicht nichts.
Und klar ist auch: wenn Europa, als Wiege des fossilen Wirtschaftsmodells, das Klima nicht schützt, wird es keiner tun.
Dass das wirkt, hat man zuletzt bei der 29ten Weltklimakonferenz (COP29) in Baku gemerkt.
Obwohl das politische Klima dem Westen nach der Wiederwahl von Donald Trump und der hochrangigen Präsenz der Russen wahrlich nicht geneigt war, konnte ein Achtungserfolg erzielt werden.
Das neue Klimafinanzierungsziel ist $300 Milliarden pro Jahr bis 2035 – und nebenbei konnten die EU-Verhandler endlich einen globalen CO2-Handel festzurren. Auch das ist ein Riesenerfolg, wenn Brüssel am Ball bleibt und auf nachhaltige Anwendung pocht.
Zum 4. Dezember also ein Hoffnungsschimmer: beim Klima, der wohl größten Herausforderung unserer Zeit, steht Europa gut da – das erlaubt anderen, uns nachzufolgen.
[Bearbeitet von Magdalena Kensy]
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